Der Tod vor unserer Haustüre

Der Tod vor unserer Haustüre

Die Zahl der Insekten in Deutschland ist um 76 Prozent zurückgegangen. Und auch Vögel gibt es immer weniger. Doch was können Meerbuscher dagegen tun?

Britische, holländische und deutsche Forscher haben jetzt eine Studie veröffentlicht, die sagt, dass die Insektenzahl in Deutschland in den vergangenen 27 Jahren um 76 Prozent zurückgegangen ist. Und auch die Zahl der Vögel ist schwer gesunken. Kein Wunder: Über die Hälfte aller Vögel ist auf Fluginsekten als Nahrungsquelle angewiesen. Dazu gefährlich: 80 Prozent aller Pflanzen werden von den fliegenden Sechsbeinern bestäubt – auch Nutzpflanzen, die Grundlage unserer Ernährung. Doch was können Meerbuscher und die Stadt dazu beitragen, dass es wieder besser wird? „Bei der Stadt Meerbusch gibt es schon positive Ansätze“, sagt Andrea Blaum, Vorsitzende des BUND Meerbusch. „Das städtische Wiesenblumenprojekt ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.“ Allerdings sei das nur ein kleiner. Denn: „Wenn man im Gegenzug ein interkommunales Gewerbegebiet mit 120 Hektar und das Wohngebiet Kamperweg mit 35 Hektar plant, dann versiegelt man diese Flächen. Und die Politik will immer noch ein Baugebiet hier, ein Baugebiet da.“ Und da wäre immer noch die geplante Kreisstraße K9n zwischen Osterath und Strümp. „Dort wohnt eines der wenigen noch vorhanden Feldlerchenpaare in Meerbusch.“ Es erfordere ein drastisches Umdenken im Kopf – aller. Das müsste auch bedeuten, den „englischen Garten“ aus seinem Kopf zu verbannen. „Den eigenen Garten naturnah anlegen, mit Blütenpflanzen aufrüsten, das ist der Dauerbrenner in dem Bereich“, sagt Wolf Meyer-Ricks vom NABU Meerbusch. Beide wissen allerdings, dass das Thema recht komplex ist. Die Landwirtschaft hat ihren Anteil mit Monokulturen und Pflanzenschutzmitteln. „Und noch viele Bausteine mehr spielen eine Rolle“, sagt BUND-Sprecherin Andrea Blaum. Aktuell können Meerbuscher noch in den Gartencentern etwas für die Vögel tun. „Wir haben jetzt Vogelfutter und -häuser“, sagt Susanne Ender von Bogies Gartencenter. Aktiv pflanzen für Insekten gehe erst wieder ab dem kommenden Frühling. Die kleinen Krabbler begeben sich aktuell in die Winterruhe. Vor Ort gebe es Listen und sogar eine App, die bei der Wahl dann helfen würden. Ansonsten einfach fragen. Bereits in dieser Saison seien für Insekten wie Bienen, Hummeln und Schmetterlinge attraktive Pflanzen gekennzeichnet gewesen. „Die Züchter geben uns mittlerweile von alleine die Informationen mit.“ Andrea Blaum und Wolf Meyer-Ricks empfehlen, im Gartencenter oder Baumarkt einfach auch mal fünf Minuten bei den angebotenen Blumen zu verweilen. „Und dann schauen, wo landen die ganze Zeit Bienen und Hummeln.“

Die Politik müsse nun drastisch umdenken, sonst würde eine Weissagung der Creed Indianer eine traurige Realität erlangen: „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“

(StadtSpiegel)