Die Mutter aller Vereine!

Auch wenn das Gründungsdatum der St. Sebastianus-Bruderschaft nicht belegt, sondern nur angenommen ist, dürfte sie dennoch der erste Lanker „Verein“ gewesen sein und es ist nicht vermessen anzunehmen, dass die Bruderschaft damit auch als „die Mutter aller Vereine“ bezeichnet werden darf.

Ursprünglich waren Bruderschaften auf Pfarrebene organisiert und besaßen damit ein Monopol. Sie waren als religiöse und zugleich weltlich nützliche Organisationen von jeher mit der katholischen Kirche verbunden.

 Der erste Lanker „Verein“ war wahrscheinlich die Bruderschaft.
Der erste Lanker „Verein“ war wahrscheinlich die Bruderschaft. Foto: Vuhl

In größeren Pfarrsprengeln wie Lank es immer war, bildeten die um das Pfarrdorf herum liegenden Honschaften – dies waren Strümp, Langst-Kierst, Nierst, Gellep-Stratum-Heulesheim und Ossum-Bösinghoven, während Ilverich mit Latum zu Lank gehörte – eigene Kompanien, die zum Schützenfest mit Fahne, Trommel und Flöte zur Pfarrkirche marschierten. Der Bruderschaft und den Kompanien erwuchsen über die Jahrhunderte immer auch Aufgaben jenseits von gemeinsamem Gebet und dem Schutz der Orte und Menschen. So organisierten sie schon im 18. Jahrhundert den Brandschutz oder Anschaffungen im Ort und dienten auch als Kreditgeber. Im Laufe der Zeit entstanden auch weitere Bruderschaften mit anderer Zielsetzung, für die aber die Schützen eine Vorlage darstellten. In der Franzosenzeit endete um 1800 die Organisation als Pfarrbruderschaft durch Zwangsauflösung und Beschlagnahme des Vermögens und des Königssilbers.

Dennoch geriet das Schützenwesen in allen Orten nicht in Vergessenheit. Eine Neugründung der Bruderschaft in Lank schlug dennoch zunächst fehl. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts entstanden aber in fast allen Orten bürgerliche Schützengesellschaften als weltlicher Nachfolger der Bruderschaft – sogar Ilverich hatte einmal einen Schützenverein! Nach und nach besannen sich die meisten auf ihr Erbe und suchten sich einen Patron und wurden selbst Bruderschaften.

Nur in Ossum-Bösinghoven scheint im Streit mit Pastor Wilhelm Jacobs schon 1757 die Verselbstständigung der Kompanie zu einem direkten Vorläufer der St. Pankratius-Bruderschaft geworden zu sein. In Strümp und Langst-Kierst scheint der Streit um die Vormacht des Ortspfarrers dagegen weniger drastische Konsequenzen gehabt zu haben. In Lank und Latum gab es um 1900 herum sogar zwei Schützenvereine, die sich gegenseitig „Staatsbesuche“ abstatteten.

Bis heute sind es oft Schützen, die aus dem Rahmen der Bruderschaften und Schützengesellschaften heraus andere Vereine gegründet oder dort Verantwortung übernommen haben. So sind im KuBuS, dem Verein für Kultur, Brauchtum und Sport, seit dessen Gründung Schützen an führender Stelle tätig. Zuletzt hat sich 2016 aus der St. Sebastianus-Bruderschaft heraus die St. Georgs-Bruderschaft Meerbusch gegründet. Der Bruderschaftvorstand hatte 2010 die Fahnenschwenkerinnen der Blauen Husaren als Aktive Mitglieder in die Bruderschaft aufgenommen. In der Folge wolltedie Mehrheit der Schützenbrüder die jungen Frauen allerdings vom aktiven Dienst ausschließen. Daraufhin hat sich die Kompanie selbstständig gemacht. Gerüchte über eine Auflösung sind also unzutreffend. Damit ist auch die jüngste und kleinste Meerbuscher Bruderschaft wie viele andere Vereine ein direkter Ableger der St. Sebastianus-Bruderschaft von 1475.

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Auch heute noch finden sich in und um Lank-Latum immer wieder Schützen in wichtigen Institutionen, welche die Heimat nicht nur attraktiver, sondern auch ein Stück weit lebens- und liebenswerter machen wollen. Im Umkehrschluss entspricht das Bild, der Teilzüge am Samstag und der vielen örtlichen Vereine, die am Sonntag mit eigenen Gruppen am Festzug teilnehmen, sowie der Besuch der umliegenden Vereine ein wenig dem alten Bild der Honschaftskompanien, die sich zum Schützenfest im Schatten von St. Stephanus zu einer großen Gemeinschaft zusammengefunden haben.

(StadtSpiegel)