Verhältnismäßig vielen Morde

Vor 48 Heimatfreunden referierte Reinhold Mohr, Vizepräsident des Kreisheimatbundes, auf Einladung des Heimatkreises Lank über „Deutsche Auswanderer in Amerika – Erwartungen und Wirklichkeit“.

Schaltet man den Fernseher ein, wird man früher oder später auf eine Doku-Soap stoßen, die über Deutsche berichtet, die ihr Glück im Ausland suchen und dabei auf diverse Schwierigkeiten stoßen und mitunter auch feststellen, dass ihre Wünsche Luftschlösser sind.

Doch bereits im 19. Jahrhundert machten deutsche Auswanderer solche Erfahrungen. „In vielen Fällen bezahlten sie sogar für ihre Träume mit dem Leben und dem Leben ihrer Familienangehörigen“, sagt Thomas Günther vom Heimatkreis Lank. Dabei war der Vortrag äußerst spannend, Reinhold Mohr hatte mit großer Leidenschaft insbesondere das Schicksal der Familie Anton Pütz aus Kaarst recherchiert: Getrieben von überzogenen Versprechungen seitens der Mainzer Adelsvereins über das Leben in Amerika, suchte der Rheinländer Pütz nach dem Auslaufen sein Pachtvertrags und dem Tod seiner ersten Frau im Jahre 1850 sein Heil in der Auswanderung nach Texas. Über seine Erlebnisse hat er in insgesamt sechs Briefen an seine Mutter in Deutschland ein eindrucksvolles Zeugnis hinterlassen. Die ersten Briefe sind noch stark positiv dominiert von den werbewirksamen Versprechungen über weites Land, weitestgehende Abgabenfreiheit und überwältigende Ernten. Ab dem dritten Brief hingegen wurde die Sicht Pütz’ klarer. Zunehmender Wassermangel erschwerte die Landwirtschaft und ließ die Gemüsepflanzen vertrocknen. Die Tatsache, dass jeder Auswanderer sein eigenes, selbstständiges Glück suchte, bedingte, dass nahezu keine Knechte angeworben werden konnten, die die Bauern in ihrer täglichen Arbeit hätten unterstützen können. Der ehemalige Pachtbauer Pütz war gezwungenermaßen wieder Einzelkämpfer, der sich täglich schinden musste, um seine Familie durchzubringen. Hinzu kam die Unsicherheit durch die verhältnismäßig vielen Morde, die im „wilden Westen“ an der Tagesordnung waren. „Im Jahre 1852 gab Pütz schließlich endgültig auf und kehrte mit seiner Familie zurück an den Niederrhein, wo er wieder eine reguläre Hofpacht übernahm“, so Thomas Günther.

(StadtSpiegel)