Ludwig XIV. war im heutigen Langst-Kierst

Einen spannenden Spaziergang durch rund 1000 Jahre mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Geschichte erlebten kürzlich über 60 Interessierte in den Bürgerräumen von Langst-Kierst. Auch viele Einwohner waren überrascht, was ihre vertraute Umgebung so alles erlebt hatte.

Dass der heilige Suitbert schon vor über 1300 Jahren von Kaiserswerth aus gewirkt hatte, war bekannt. Dass aber auch der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. 1694 gleichsam der erste Nutzer des heutigen Campingplatzes gewesen ist, war neu. Dies schilderte der Landeshistoriker Mike Kunze ebenso wie die Querelen der Kapellengemeinde Kierst mit der Mutterpfarre in Lank, die mit 1757 im Interdikt, der Schließung der Kapellen rund um Lank, gipfelte. Kern des Vortrages in der Reihe des Geschichtsvereins Meerbusch waren allerdings neueste Erkenntnisse zum Nauenhof. Vom Mittelalter bis zur Neuzeit konnten die vom Hof des Neusser Stiftes St. Quirinus abhängigen Bauern von Leibeigenen zu wohlhabenden Pächter aufsteigen und gehörten schließlich zur Führungsschicht des Dorfes, die um 1800 auch die ersten zivilen Bürgermeister stellten. Natürlich gab es auch unter den Landwirten nicht selten Streit um Land, die Waldnutzung oder Wegerechte.

Während der Geschichtsverein den Wissensdurst der Versammlung stillte, lud die St. Martinus-Bruderschaft in der Pause zu Softdrinks ein, um auch die leiblichen Bedürfnisse zu befriedigen. Bruderschaft und Geschichtsverein hatten die Veranstaltung in Kooperation gestaltet und freuten sich beide über den außerordentlichen Erfolg im bis auf den letzten Platz besetzten Bürgerraum. „Unser Wahlspruch Glaube-Sitte-Heimat bedeutet eben auch, dass wir uns mit unserer Vergangenheit auseinandersetzen“, erklärte Brudermeister Dirk Humborg das Engagement. Die Schützenbrüder hatten die Räumlichkeit für den Tag hergerichtet und waren positiv erstaunt über die große Resonanz – sie mussten sogar noch zusätzliche Stühle aufstellen. Auch der Geschichtsverein fühlte sich in dem Vorhaben bestärkt, vor allem in den kleineren Stadtteilen mit der örtlichen Vereinen künftig enger zusammenzuarbeiten. „Heimatgeschichte ist und bleibt für ein breites Publikum interessant und unsere Forschungen bringen ja immer noch Neues zutage“, berichtet Kunze. Da bleibe auch für die kommenden Jahre viel zu erzählen.

(StadtSpiegel)