Schlucken: lebenswichtig aber nicht immer selbstverständlich

Schlucken: lebenswichtig aber nicht immer selbstverständlich

Nicht vergessen: Am 6. März ist der internationale Tag der Logopädie!

Essen und Trinken sind ein elementarer Teil unseres Lebens. Schlucken ist hierfür unerlässlich. Schlucken ist ein angeborener Reflex, der täglich bis zu 2000 Mal automatisch abläuft. Gleichzeitig handelt es sich dabei um einen komplexen Vorgang, an dem 50 Muskelpaare und sechs Hirnnerven beteiligt sind. Dass der Schluckakt ohne Probleme gelingt, ist nicht immer selbstverständlich.

„Bewusst wird der Schluckakt meist erst dann, wenn er nicht korrekt funktioniert“, weiß Cordula Winterholler, Geschäftsführerin des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie e.V. (dbl). Gelegentliches Verschlucken sei ganz normal. Wenn es aber hierdurch immer häufiger zu Schwierigkeiten beim Essen und Trinken oder beim Schlucken des Speichels kommt, sollte ärztlicher und logopädischer Rat eingeholt werden. „Es könnte eine Schluckstörung (Dysphagie) vorliegen, die nicht nur die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen, sondern möglicherweise auch schwerwiegende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen kann. Deshalb ist es wichtig, Schluckstörungen rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln“, so die Logopädin. Schluckstörungen können in jedem Alter auftreten. Am häufigsten kommen sie jedoch bei älteren Menschen vor. Die Ursachen für Schluckstörungen sind vielfältig. Sie können Folge von Schlaganfall, Parkinson, ALS, Demenz, Tumoren, von Unfällen (Schädelhirntrauma) oder angeborenen Fehlbildungen sein. Neben häufigem Husten und Räuspern beim oder nach dem Essen und Trinken gibt es weitere Anzeichen, die auf eine Schluckstörung hinweisen können. Dazu gehört beispielsweise das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben. Auch Hustenreize beim oder nach dem Schlucken, Atemnot beim Essen oder Trinken, ständiger Speichelfluss und der Austritt von Nahrung oder Flüssigkeit aus dem Mund oder aus der Nase, ein gurgelnder Stimmklang oder auch eine undeutliche und verwaschene Aussprache können Anzeichen sein. Weitere Hinweise sind eine ungewollte Gewichtsabnahme und unklare Fieberschübe und Lungenentzündungen. Liegen solche Symptome vor, ist eine gründliche ärztliche und logopädische Untersuchung angezeigt. Der erste Weg führt zum Hausarzt – je nach Ursache der Störung können weitere Untersuchungen von Fachkräften anderer Berufsgruppen (neben der Logopädie vor allem Neurologie, Phoniatrie, HNO-Heilkunde und Innere Medizin) notwendig sein. Denn Schluckstörungen sind keineswegs harmlos. Sie können zahlreiche Folgeprobleme nach sich ziehen. Am häufigsten treten Mangelernährung, Austrocknung und Gewichtsverlust auf. Gelangen Spucke oder Speisereste in die Lunge, droht eine Lungenentzündung (Aspirationspneumonie), die lebensgefährlich sein kann.

Ist die genaue Abklärung der Schluckstörung erfolgt, können die ärztlichen oder logopädischen Behandler abschätzen, welche Maßnahmen bzw. Übungen die Probleme lösen können. Je nach Ursache der Schluckschwierigkeiten werden operative, medikamentöse, übende oder kompensatorisch-adaptive Verfahren eingesetzt.

„Das Ziel der logopädischen Schlucktherapie ist der bestmögliche Erhalt einer sicheren und lustvollen Nahrungsaufnahme. So können die Patienten vor schwerwiegenden gesundheitlichen Folgeerkrankungen geschützt werden“, erläutert Winterholler.

(StadtSpiegel)