Frauen im Meerbuscher Schützenwesen

Am kommenden Samstag könnte Meerbusch die erste Schützenkönigin eines Schützenvereins bekommen. Doch wie sieht es generell in Meerbusch aus?

Seit etlichen Jahrzehnten ist es in Strümp ein ganz vertrautes Bild, dass Frauen im Schützenzug mitmarschieren oder sogar beritten sind. Ob als Marketenderinnen, Amazonen oder Rokkokodamen haben sie stets ein adrettes Bild abgegeben und bei vielen Gelegenheiten „ihren Mann gestanden“. Nur der Weg auf den Königsthron war ihnen seit der Gründung des Heimat- und Schützenvereins im Jahre 1865 verwehrt. In den letzten Jahren flackerte nicht nur aber eben auch in Strümp die Diskussion um die Rolle der Frau im modernen Schützenwesen immer wieder einmal auf. Als vor drei Jahren ein anonymer Mann die Pferde der Amazonen vor dem Festzug beim Schützenfest abbestellt und so für große Empörung gesorgt hatte, war die Zeit reif, Nägel mit Köpfen zu machen und ein klares Bekenntnis des Vereins zu seinen Frauen abzugeben. Der Entrüstung über den Vorfall folgte im vergangenen Jahr die Änderung der Satzung: Fast einstimmig beschloss die Jahreshauptversammlung, auch die letzte Hürde zu beseitigen und per Satzungsänderung den Königsthron auch weiblichen Regenten zugänglich zu machen. Seither sind Männer und Frauen im Heimat- und Schützenverein völlig gleichgestellt. Und prompt wird auch über eine Schützenkönigin spekuliert – mit Freude!

 Die Marketenderinnen sind aus dem Strümper Brauchtum nicht mehr wegzudenken.
Die Marketenderinnen sind aus dem Strümper Brauchtum nicht mehr wegzudenken. Foto: vuhl

In Meerbusch sind die Rollen der Frauen im Schützenwesen aber aktuell sehr unterschiedlich verteilt. In manchen Vereinen sind sie völlig gleichberechtigt, in manchen sogar unerwünscht. Die St. Georgs-Bruderschaft Meerbusch (ohne eigenes Schützenfest) hat in diesem Jahr in allen vier Altersgruppen ausschließlich weibliche Majestäten, mit Ina Hamm seit Juli sogar die erste amtierende Schützenkönigin einer Bruderschaft in Meerbusch. Der Heimat- und Schützenbund Osterath kennt hingegen keine weiblichen Mitglieder auf der Straße, die dortige St. Sebastianus-Bruderschaft schon. Bei den Büdericher Sebastianern marschieren die Damen seit über einem Vierteljahrhundert selbst als Jungschützenköniginnen mit ihren männlichen Kameraden auf und auch bei der St. Pankratiusbruderschaft Ossum-Bösinghoven ziehen beide Geschlechter an einem Strang. Letztere konnte sogar schon Bezirksprinzessinnen stellen. Die Martinus-Bruderschaft in Langst-Kierst hat zwar noch keine Frauen in ihren Reihen, aber in der Kindergruppe laufen schon heute mehr Mädchen als Jungen mit. In Lank-Latum dagegen lässt die Satzung zwar Frauen zu, mitmarschieren sollen sie aber nach Möglichkeit nicht.

(StadtSpiegel)